„Pornosüchtig“ – die neue Comedy-Show im Schmidtchen

„Pornosüchtig“ – die neue Comedy-Show im Schmidtchen

Ein neues Comedystück wird aktuell im „Schmidtchen“, dem kleinen, feinen Ableger des Schmidt Tivoli Theaters, gespielt. Und der vielversprechende Titel „Pornosüchtig“ passt natürlich ganz wunderbar zur Boutique Bizarre, weshalb ich ebenso willig wie neugierig war, mir zwei unterhaltsame Aufklärungsstunden bei den Nachbarn gegenüber abzuholen.

Der Schauspieler Cyrill Berndt wird vielen aus „Caveman“ in guter Erinnerung sein, er zeigt in diesem Ein-Mann-Stück auch diesmal seine ganze Bandbreite an Können und unterhält auf hohem Niveau. Ja, das geht auch mit Sexthemen, denn „Pornosüchtig“ ist nicht nur billiger Klamauk, sondern gute Comedy. Die hat bekanntlich neben den vielen plataktiven Jokes auch Platz für eine zweite Ebene. Und diese gab es, immer mal wieder, mit kleinen Schlaglichtern und kurzen, stillen Momenten.

Nach dem ganz großartig kurzweiligen „Warm-up“ durch Henning Mehrtens, der das ausverkaufte Haus umgehend in beste Laune warf, spielte sich Cyrill Berndt durch nichts weniger als ein typisches Männerleben, vom frühreifen Teenager bis zum verantwortungsvollen Ehemann. Quer durch die vom Vater geerbte „Pornofilm-Sammlung“, durch feuchte Rückblenden zu den Brüsten der Putzfee „Frau Rodrigez“ und der großen Sehnsucht nach „echt geilen Pornoschlampen“ bei den ersten, verflixten Dates.

Dabei wurde das Publikum unterhaltsam und sehr sympathisch mitgenommen, man konnte sich ein bißchen fremdschämen und ein bißchen ertappt fühlen. Sei es bei der heimlich aufbewahrten Porno-Box, oder dem nächtlichen Verschwinden aus dem ehelichen Schlafzimmer, um noch für ein paar Minuten Druck abzubauen. Mit Kleenex präpariertem Entspannungs-Sessel inklusive. All das wurde mit vielen Lachern eines gut unterhaltenen Publikums honoriert, das sich auch gerne von den leisen ernsthaften Momenten einnehmen ließ, denn zum guten Schluss siegt natürlich über aller Schweinerei immer die Liebe.

Was war die Message? –
… na klar, Männer schauen Pornos. Alle übrigens, das ist kein Geheimnis. Da steckt einfach das sexualisierte Spielkind drin, aber das ist auch gar nicht so wild, denn mit mir als Partnerin hat das eigentlich nichts zu tun und die sexlosen Familienzeiten stehen wir als Paar auch irgendwie durch“…

Soweit schön, harmlos und richtig. Außerdem lässt es sich mit diesem Resümee als Zuschauer auch entspannt und unbelastet wieder nach Hause gehen. Dass es sich dabei oftmals eher um einen märchenhaften Wunsch, als um die reine Wahrheit handelt, scheinen auch die Macher der Stücks zu wissen, das seit zehn Jahren erfolgreich und ausverkauft am Broadway läuft. Nach dem andauernden Schlußapplaus folgte noch eine Mini-Filmsequenz der Nachricht, dass zumindest die amerikanische Hauptdarstellerin der „Pipilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf“ längst auch Pornofilme drehe. Aber das wollte eigentlich fast keiner wissen, wo sich die sympathisch leichte Geschichte „Pornos hätten nur mit ein bißchen geiler Phantasie, aber doch nichts mit Sehnsucht nach mehr Sexualität zu tun“, gerade noch so gut anfühlte.

Nichts desto trotz: eine unterhaltsame Comedy Ü18, fabelhaft präsentiert von Cyrill Berndt und heimelig schön gebracht, im erlebenswerten „Schmidtchen“. Gespielt wird noch an 5 Spieltagen bis Dezember und die Vorstellungen sind schnell ausverkauft. Also nichts wie ran an den Speck, viel Spaß dabei!

 

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