BDSM – ein Spiel mit allen Sinnen

BDSM – ein Spiel mit allen Sinnen

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Pat Califa, wichtiger amerikanische Vorreiter der BDSM Bewegung, gab dieser Leidenschaft ein sehr schönes Verständnis mit auf den Weg. „SM – Sinnliche Magie“ nannte er das, was so oft lieblos und abnorm als „Sadomaso“ durch die Köpfe spukt. „Sinnliche Magie“. Zauberhaft und geheimnisvoll, fesselnd und positiv klingen diese zwei Worte, die sich dem eigentlichen Fundament BDSM annehmen – dem großen Spiel mit großen Gefühlen. Einer Sexualität, die im wahrsten Sinne des Wortes, alle Sinne berührt:

BDSM lässt sich fühlen.

Ganz tief zwischen Herzgegend und Seelenregion macht sich etwas breit, das Sehnsucht weckt und gelebt werden will. Lack, Leder, Latex, – besondere Materialien auf pochendem Körper… anfassen, berühren, begreifen… Metall, das Körperwärme annimmt, Spitzes und Rundes, gemacht um Nervenenden in ihrer Empfindung zu verwirren.

Heißes Wachs, beim Vögeln zwischen die Pobacken geträufelt, schmelzendes Eis auf Gänsehaut, scharfer Schmerz eines Rohrstocks, Streicheleinheiten mit sanfter Hand oder mehrschwänziger Peitsche. Ich spüre all Deine Emotion durch frei gewählte Mittel und genieße den Überraschungseffekt durch den Wechsel derselben. Weiß nicht was kommt und liege gespannt auf der Lauer. Gegenseitiges Fühlen. Aktion und Reaktion – manchmal verschiebt sich der Auslöser. Warst Du? War ich? Kraftaustausch auf allen Ebenen, Intensität bis unter die Haarspitzen.

Raue Seile helfen beim Schweben, wenn „Boden unter den Füssen weggezogen wird“ – Fliegen in Schwerelosigkeit. Ledermanschetten umschließen Handgelenke. Manchmal macht frei, was mich bindet – nicht nur Gefängnis, auch Halt. Hingabe verlangt Mut und Vertrauen in fremde Hände. Abgeben – loslassen – einlassen – Rückkehr zu mir selbst. Hart und Zart – Berührungen dieser Art verlassen die Oberfläche und gehen unter die Haut.

BDSM lässt sich sehen.

Ein Spiel mit Inszenierungen. Verkleide mich für Dich, für mich. Hemmungslos in Sehnsuchtsrollen schlüpfen, befreiendes Szenario geheimer Wünsche. Mit geschnürter Taille und hohen Stiefeln „Dir die Augen übergehen lassen“. Laufmasche im Strumpf macht mich zur Schlampe in meinem „Doppelleben“, die Dir direkt „zwischen die Beine fährt“. Ich darf das. Ganz ohne Moralkorsett. Die Nacht gehört uns, schau mich an, nimm mich als Spiegel Deiner Phantasie.

Körper präsentieren und übertreiben ist erlaubt – knallrote Münder versprechen schamlose Übertretung gelernter Grenzen und halten ihr Wort im sinnlichen Traum der Geschlechter.
Körperhaltungen können Bände voll eigener Sprache sprechen: Demut und Hingabe – weit gespreizt und offensichtlich. Aufrechte Stärke, gerader Rücken – Deine Unnahbarkeit lockt mich in schwachen Momenten. Schenke mir Deinen Blick oder zwinge meinen zu Boden. Wehre mich manchmal – Provokation in gierigen Pupillen – Gierigsein lässt sich sehen und man sieht es viel zu selten in menschlichen Gesichtern.

Du lächelst, wenn ich mich ergebe und ich lächle wenn Du kommst. Oben oder unten? Es trifft sich immer in der Mitte. Schon mal in Gesichter „frisch bespielter“ Menschen gesehen? Sie sind weich und klar. Lustvoll. Liebestoll.

BDSM lässt sich hören.

Gefühle geben Laut – genieße die Nuancen. Mensch, der sich ein wenig „Tier“ erlaubt, beherrscht viele Töne. Gespannte Stille wird zu verhaltenem Stöhnen. Doch: erlaube auch den Schrei, wenn sich das Tier befreit. Tiger oder Katze, Du hast es in der Hand und beides ist ersehnt, alles zu seiner Zeit. Schnurren oder Brüllen, nur die Gegensätze machen uns rund und wieder zum Mensch.

„Nicht zurückhalten – schenk mir Deine Lust“, flüsterst Du leise, um es mir kurz darauf hart zu befehlen. Deine Souveränität ist mein Anker, – nenn mich all das, was ich selbst gerade einmal heimlich zu denken wage. Fordere den Abschied aus heiler, verlogener Welt. Sprich Klartext, das Kind hat viele Namen und fühlt sich frei, wenn die Beschämung den Kampf verliert. Deine Stimme leitet mich durchs Gefühlslabyrinth. Sprich mit mir, während ich mich über den Abgrund hangle. Bestärke, fordere, kitzle meinen Stolz, mein Ich.

Dann Stille. Manchmal lauter als jedes Wort. Watteverpackter Flug durch meine eigene Seele. Ruhe. Gesichert durch Deine Anwesenheit. Abwarten. Erwarten können.

Leder knirscht und sagt mir wo Du Dich bewegst. Scharfes Zischen durchschneidet die Ruhe neben meinem Ohr. Aufforderung zum Spiel – der Schmerz wird nicht lange auf sich warten lassen. Oder die Erfüllung, – gib einfach Laut, wohin Dich Deine Sehnsucht treibt.

BDSM lässt sich schmecken.

Alle Körperflüssigkeiten vom Körper lecken. Auch „verbotene Plätze“ sind erlaubt. Den Geschmack Deiner Achselhöhlen erkunden. Dich aufnehmen, aufsaugen, trinken. Warme, klare Flüssigkeiten durch Kehlen rinnen lassen. Speichel von Mund zu Mund in gierigen Rachen geträufelt – Ekel kommt nicht vor in innigen Exzessen. Zugestehen, eingestehen. Und nicht genug bekommen können, von allem was Du spendest. Gefäß werden und sein.

Genussvoller Ausflug in weit gespreizten Frauenschoß. Zügelnd und spielend Köpfe vergraben. Die Geschmackspalette, süß, sauer, bitter, scharf… – täglich anders und dennoch stets vertraut. Sperrende Dinge knebeln Artikulation und freies Wünschen. Werde gezwungen wortlos stillzuhalten, während Speichelfäden auf den Boden tropfen – und Dein Amüsement schmeckt schärfer, als das Hartgummi auf meiner Zunge.

BDSM lässt sich riechen.

Material ist mehr als nur Materie. Gegerbte Tierhaut erzählt Geschichten von Macht und Stärke. Gummi saugt sich am Körper fest, produziert feinsten Schweißfilm – er wird nach einer besonderen Mischung riechen, wenn Du die zweite Hülle wieder entfernst. Der Duft kommt mit der Kühle, wenn Sauerstoff wieder meine eigene Haut erreicht.

Füße, Zehen… Nur wer diese Körperregion nicht genussvoll kennt, schreibt ihr üble Gerüche zu. Frischer Schweiß verströmt Leidenschaft und Leben. Bewegung und Puls. Angst und Erwartung riechen süß, ebenso wie die Lust an Deinen Lenden, die ich mit Begeisterung beschnüffle. Würde Dich mit verbundenen Augen zwischen vielen „herausriechen“ können. Vertrautheit an Deinem Hals.

Wenn sich hin und wieder Deine ganze Hand den Weg zwischen meine Beine sucht, begleitet mich der Duft gleitender Mittel noch einige Tage. Erinnerung an gedehnte Momente. Adrenalin – ein wenig von Moschus und Amber. Stark, ohne aufdringlich die Sinne zu betören. Kerzen. Tropfendes Wachs – nicht nur zu Weihnachten – Kerzenmeer, Flammenmeer, dessen Hitze duftet. Anders wenn Du mich sie auspusten lässt – vorbei mit Lust und Qual – gelöschter Docht, taucht Raum in den Geruch verglimmenden Feuers. Aus lichterloh, wird ausgebrannt.

„Sensous magic – Sinnliche Magie“ nannte Pat Califa Sadomasochismus.
Ja, es ist ein sinnlicher Zauber. Weitab von „Sadomaso“. Weitab von einem Fluch.
Ein Spiel mit allen verfügbaren Sinnen.

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  • 1
    BDSM ist weit mehr als einfach "nur" Sex. Es ist viel mehr eine Art Lebenseinstellung. Nur wer sich wirklich in der BDSM-Szene auskennt, kann dies wirklich nachvollziehen. Leider hat man als BDSM-Fan oft mit vielen Vorurteilen und Unwissenheit von anderen Menschen zu kämpfen. BDSM ist keinesfalls pervers. Wer dieser Szene angehört, ist meist viel experimentierfreudiger und erlebt viele erotische Spiele wesentlich abwechslungsreicher, intensiver und abenteuerlicher.